Lieber Barhuf oder doch Hufeisen ?
Eine wahrlich schwere Entscheidung…
Schon seit hunderten von Jahren werden Pferdehufe durch Hufeisen geschützt. Diese Variante des Hufschutzes ist daher schon tausendfach erprobt und funktioniert. Trotzdem liegen eisenlose Hufe heutezutage voll im Trend und viele Pferdebesitzer sind sich unsicher, ob sie ihrem Pferd mit einem Beschlag überhaupt etwas Gutes tun.
Der lebende Huf
Der Huf ist ein lebendes Gebilde und er „arbeitet“. Setzt das Pferd den Huf in der Bewegung auf den Boden, so wird der sogenannte „Hufmechanismus“ in Gang gesetzt. Vereinfacht gesagt weitet sich die Hornkapsel beim Auftreten und es wird Druck auf den Strahl ausgeübt. Dieser Druck regt die Blutzirkulation an. Diesen Hufmechanismus sehen Barhuf-Befürworter durch einen Beschlag gefährdet. Außerdem passt sich der unbeschlagene Huf in geringem Maße an Bodenunebenheiten an. Ein Pferd mit gesunden Hufen barhuf gehen zu lassen ist also für das Pferd in der Tat ausgesprochen pferdegerecht.
Fühlig … und dann ?
Manche Pferde haben Hufhorn, das sich sehr schnell abnutzt oder sie haben eine dünne Sohle und laufen auf Schotter oder Steinen fühlig. Was bedeutet „fühlig“ überhaupt? „Fühlig“ heißt, dass das Pferd auf hartem Boden vorsichtig läuft. Wenn man es genau nimmt, dann ist „fühlig“ eine beschönigende Beschreibung für mehr oder weniger starke Schmerzen beim Laufen.
Hier sollte man unbedingt genau hinsehen, in welchen Situationen das Pferd fühlig geht: Weicht es beim Ausritt nur den Schottersteinen aus und schreitet ansonsten problemlos voran? Dann reicht für den Geländeritt möglicherweise auch ein temporärer Hufschutz, wie zum Beispiel Hufschuhe. Wenn das Pferd dagegen immer und überall fühlig geht und im Alltag und beim Reiten häufig über befestigte und harte Böden laufen muss, sollte man sich genau überlegen, ob Barhuf wirklich so pferdegerecht ist! In so einem Fall kann ein Beschlag für das Pferd also wesentlich gesünder sein, als barhuf zu gehen.
Die Pferdegesundheit geht vor
Hufeisen dienen nicht nur als Schutz der Hufe vor zu starkem Abrieb, sondern werden oft auch als therapeutische Maßnahme eingesetzt. Nach Sehnenverletzungen oder einer Hufreheerkrankung wird vom Tierarzt mitunter ein Beschlag verordnet. Geht es um gesundheitliche Gründe, sollte immer der Tierarzt der erste Ansprechpartner sein, ob das Pferd barhuf laufen kann oder doch Hufeisen empfohlen werden.
Auch um Stellungskorrekturen vorzunehmen, werden gern Hufeisen verwendet. Ein guter Schmied kann hier Wunder wirken und aus der Balance geratene Hufe wieder ins Gleichgewicht bringen. Das Gleiche kann allerdings auch ein guter Barhuf-Bearbeiter. Leider gibt es auf beiden Seiten genügend schlechte Hufbearbeiter, unter deren Bearbeitung die Hufe immer schiefer werden oder Zwanghufe entstehen. Hier ist der Pferdebesitzer gefragt. Er muss erkennen, ob sich das Pferd durch die Hufbearbeitung positiv oder negativ verändert.
Barhuf oder Hufeisen
Grundsätzlich ist das Barhufgehen immer einer Erwägung wert. Man sollte aber unbedingt das ganze Pferd und dessen Wohl im Blick behalten. Nutzung und Gesundheit des Pferdes bestimmen, ob das Pferd barhuf gehen kann, oder ob Eisen nicht doch die bessere Wahl sind für die Pferdegesundheit. Das Wichtigste sollte schließlich immer sein, dass das Pferd problemlos und schmerzfrei gehen kann.